Afterloading

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Afterloading wird eine spezielle Form von Strahlentherapie bezeichnet. Es bildet einen wichtigen Bestandteil der Brachytherapie.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Afterloading?

Das Afterloading gehört der Brachytherapie, einer besonderen Form von Strahlentherapie an, die der Behandlung von Krebstumoren dient. Bei diesem Verfahren, das deutsch übersetzt soviel wie "Nachladetechnik" bedeutet, wird eine umschlossene Strahlenquelle in oder bei einem Tumor platziert, um diesen mit Strahlen behandeln zu können.

Das Afterloading trägt auch die Bezeichnungen Kurzdistanztherapie, Therapie mit umschlossenen Strahlenquellen oder interne Strahlentherapie. Durch das Afterloading ist es möglich, den Krebszellen eines Tumors entgegenzuwirken, ohne gesundes Gewebe zu zerstören, weil dieses von den Strahlen größtenteils verschont wird. Auch bei Arzt und medizinischem Personal sind keine Strahlenschäden zu befürchten.

Erstmals zur Anwendung kam eine Strahlenquelle direkt an einem Tumor im Jahr 1901. Dabei fanden die ausführenden Wissenschaftler heraus, dass es durch die Bestrahlung zu einer Schrumpfung des Tumors kam. Im frühen 20. Jahrhundert griffen einige Mediziner für ihre Therapie auf Radiumquellen zurück, um Krebserkrankungen wie Prostatakrebs zu behandeln.

Allerdings fiel das radioaktive Strahlungsrisiko des medizinischen Personals seinerzeit noch deutlich höher aus. So war es erforderlich, das strahlende Material nicht nur im Körper des Patienten einzubringen, sondern auch zu befestigen, wodurch ein Kontakt zu den Strahlen bestand.

Im Laufe der Zeit gelang es jedoch, die Brachytherapie bzw. das Afterloading zu verbessern und die Strahlungsgefahr deutlich zu reduzieren. So können heutzutage mithilfe von Computertechnologie und bildgebenden Verfahren die Strahlendosen exakt auf den Millimeter platziert werden. Bei der Zerstörung des Tumors wird das umgebende Gewebe nicht in Mitleidenschaft gezogen.

Erfolgt die Therapie von inneren Hohlorganen wie der weiblichen Geschlechtsorgane oder der Speiseröhre, wird ein Applikator in die jeweilige Öffnung des Körpers eingeführt, wodurch sich der Tumor möglichst dicht erreichen lässt.

Anwendung und Funktion

Zur Anwendung kommen die Brachytherapie bzw. das Afterloading zur Behandlung von unterschiedlichen Krebsarten. Dazu gehören in erster Linie Prostatakrebs, Gebärmutterhalskrebs, Brustkrebs und Hautkrebs. Weitere Indikationen sind Tumore an den Atemwegen wie den Bronchien oder der Luftröhre, an Zunge, Lippen, Schlund und Mundboden, am Verdauungstrakt, an der Speiseröhre, den Gallengängen, der Galle, dem Rektum, dem After, Weichteilen und Gehirntumore.

Ebenso ist eine Therapie der Harnwege wie Penis, Harnblase oder Harnröhre und der weiblichen Geschlechtsorgane wie Scheide, Vulva und Gebärmutter möglich.

Durch das dichte Platzieren der Strahlenquelle am Tumor lässt sich die Dosierung der Strahlung auf ein geringfügiges Volumen begrenzen. Sogar bei Bewegungen des Patienten verbleiben die Strahlenquellen in ihrer angestammten Position. Auf diese Weise stellen die Mediziner sicher, dass der Tumor einer optimalen Bestrahlung ausgesetzt wird. Da zudem die Risiken von Schädigungen des benachbarten gesunden Gewebes begrenzt werden, vergrößern sich die Heilungsaussichten des Patienten. Darüber hinaus bleiben die Organe erhalten.

Seine positive Wirkung entfaltet das Afterloading, wenn das Wachstum der Krebstumore örtlich begrenzt ist und sich keine Metastasen (Tochtergeschwülste) bilden. In manchen Fällen kann eine Bestrahlungstherapie sogar die einzige Behandlungsoption darstellen.

Methoden und Verfahren

Das Afterloading bildet neben der Seed-Implantation die wichtigste Methode der Brachytherapie. Bei diesem Verfahren erfolgt zunächst ein kurzer invasiver Eingriff am Tumorgewebe. Dieses wird mit nicht-strahlenden Instrumenten wie Hohlnadeln, Hohlröhren oder Schläuchen gespickt.

Daraufhin findet das Anschließen der Schläuche an eine Strahlenquelle, die aus radioaktivem Material wie Iridium oder Cäsium besteht, statt. Dabei wird die Strahlungsquelle automatisiert in den Tumor eingefahren. Nach dem Ablauf einer gewissen Zeitspanne erfolgt die Entfernung der Strahlenquelle. Dabei kommt zumeist ein Strahlungsgerät wie ein 121Ir-HDR-Afterloader zum Einsatz.

Von einer Seed-Implantation ist die Rede, wenn strahlende Implantate von einer Größe von ungefähr 4,5 Millimetern in den Tumor eingesetzt werden. Dadurch können sie ihn von innen zerstören.

Unterschieden wird bei der Brachytherapie zwischen mehreren Methoden wie der interstitiellen Brachytherapie, bei der das Afterloading zur Anwendung kommt, die intrakavitäre Brachytherapie, die intravaskuläre Brachytherapie, bei der die Strahlungsquellen unmittelbar in Blutgefäße eingesetzt werden, sowie die Kontakttherapie. Bei dieser Methode legt der Arzt die Strahlenquelle direkt auf die zu behandelnde Oberfläche.

Was muss der Patient beachten?

Im Vorfeld des Afterloading findet eine eingehende klinische Untersuchung des Patienten statt. Dabei verschafft sich der Arzt Klarheit über die Tumormerkmale. Um dessen Form und Größe zu bestimmen, kommen unterschiedliche bildgebende Verfahren zur Anwendung, wie zum Beispiel eine Röntgenuntersuchung, eine Sonographie (Ultraschalluntersuchung), eine Computer-Tomographie (CT) oder eine Kernspintomographie (MRT).

Ablauf und Durchführung

Die Durchführung des Afterloadings beginnt mit der Einführung eines Applikators in das zu behandelnde Hohlorgan. Dabei wird der Applikator unmittelbar bis zum Tumor vorgeschoben. Über einen Schlauch besteht eine Verbindung zwischen dem Applikator und dem Afterloading-Gerät. In diesem Gerät wird eine radioaktive Iridiumquelle untergebracht.

Je nachdem, um welche Form von Krebserkrankung es sich handelt, lassen sich unterschiedliche Applikator-Arten verwenden. So besteht zum Beispiel bei Tumoren in der Lunge oder der Speiseröhre, die Option, den Applikator oder den Schlauch mit einem Endoskop zu verbinden.

Um sicherzugehen, dass der Applikator über einen stabilen Halt verfügt, nimmt der Arzt eine Überprüfung per Röntgenaufnahmen oder Ultraschall vor. Verfügt der Applikator über eine ideale Position, kann das Afterloading beginnen. Dazu wird der Behandlungsraum vom medizinischen Personal verlassen. Der Patient bleibt jedoch ständig in deren Sicht- und Hörkontakt.

Via Computer ist eine Bestrahlung durch eine Fernsteuerung möglich. Durch einen dehnbaren Draht geführt verlagert sich die Strahlungsquelle über den Schlauch zum Applikator. An der Behandlungsstelle angelangt, wird die Bestrahlung nach einem speziellen Plan Schritt für Schritt vorgenommen.


Wer trägt die Kosten?

Für die Kosten des Afterloadings kommen die gesetzlichen und privaten Krankenkassen auf. So handelt es sich um ein medizinisch wirksames Verfahren.

Risiken, Gefahren und Komplikationen

Durch das Afterloading kann es bei manchen Patienten zu unerwünschten Nebenwirkungen wie Reizungen am Darm oder an der Harnblase kommen. Einige Patienten leiden nach der Behandlung zudem unter Müdigkeit, die auch als „Strahlenkater“ bezeichnet wird. Normalerweise gehen diese Nebeneffekte schon bald wieder zurück. In einigen Fällen ist auch das Risiko für Impotenz oder Inkontinenz vorhanden.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2011
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Arastéh, K., et al.: Duale Reihe. Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 16. November 2021

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