Acne infantum

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Von der Akne Vulgaris, die 85 Prozent unserer Bevölkerung als Teenager durchmachen, sind alle Ursachen bekannt. Anders sieht es bei der Acne Infantum aus: bei der Säuglings- und Kinder-Akne gibt es in der Ursachenforschung immer noch offene Fragen. Fest steht aber: sie ist erfolgreich zu behandeln. Welche Therapie gegen die unschönen Mitesser, Pickel und Pusteln im Gesicht sinnvoll ist, entscheidet der Hautarzt. Und die Eltern sind gefragt, wenn es darum geht, die ersten Anzeichen einer Acne Infantum zu erkennen und die erforderliche Behandlung zu überwachen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine Acne infantum?

Die Acne infantum wird von den Eltern vererbt. Häufig ist die Akne ein Anzeichen, dass die Babys in der Pubertät auch an Akne leiden werden.

Die Acne infantum unterscheidet sich von der Teenager-Akne dadurch, dass sie schon im Säuglingsalter (zwischen dem dritten und sechsten Lebensmonat) auftritt und bis in die Vorpubertät hineinreichen kann. Klinische Studien beweisen, dass diese Art der Akne erblich bedingt ist. Das heißt, dass Vater oder Mutter oder sogar beide als Säuglinge und Kinder unter dieser Hautkrankheit gelitten haben. Als erwiesen gilt auch, dass Jungen wesentlich häufiger davon betroffen sind als Mädchen. Und dass diese später in der Pubertät mit einer schweren Akne rechnen müssen.

Ursachen

  Die Ursachen für eine Acne Infantum sind vielfältig und noch nicht abschließend erforscht. Als Hauptursache steht eine vorübergehende Überproduktion von Androgenen, den männlichen Geschlechtshormonen, in der Diskussion.

Daneben kann aber auch eine angeborene, vorübergehende Hyperplasie der Nebennieren ursächlich sein. Dabei handelt es sich um die Vergrößerung der Nebennieren durch vermehrte Zellteilung und eine damit einhergehende Erhöhung der Anzahl der Zellen. In diesem Fall kommt es wahrscheinlich innerhalb von 6 bis 9 Monaten zu einem Abklingen der Hauterkrankung.

Weitere Ursachen für eine Acne Infantum können hormonproduzierende Tumore oder ein adrenogenital Syndrom sein, das sogenannte AGS. Darunter verstehen Ärzte eine vererbte Stoffwechselkrankheit, die durch eine Störung der Hormonsynthese (des Produktionsprozesses von Hormonen)in der Nebennierenrinde gekennzeichnet ist.

Beide Erkrankungen lassen sich durch eine Hormonuntersuchung abklären. Doch bevor ein Hautarzt derartige Untersuchungen veranlasst, wird er zunächst nach der Hautpflege fragen. Denn nicht selten sind es auch komedogene Kosmetika, die eine Acne Infantum hervorrufen – stark fetthaltige Produkte zum Beispiel. Und auch Medikamente, unter anderem Kortison, können die Ursache für eine Kinderakne sein.

Wann zum Arzt?

Weist die Haut im Gesicht bei Säuglingen und Kindern noch vor der Pubertät auffallende Veränderungen der Hautstruktur auf, sollten diese einem Arzt vorgestellt werden. Rötungen der Haut, Pickel oder Eiterbläschen sind bei Säuglingen und Kindern ein ungewöhnliches Phänomen und sollten behandelt werden. Nimmt die Anzahl der Pickel zu oder breiten sie sich über das gesamte Gesicht aus, ist ein Arztbesuch notwendig.

Werden die Hautunreinheiten vom Kind reflexhaft aufgekratzt, kommt es häufig durch die Beschädigung der Hautschichten zu Entzündungen. Keime können ungehindert durch die offenen Wunden in den Organismus gelangen und sich dort ausbreiten. Da es dadurch zu weiteren Erkrankungen kommen kann, empfiehlt es sich, rechtzeitig einen Arzt aufzusuchen und Schutzmaßnahmen zu ergreifen. Weint das Kind häufig aufgrund der Beschwerden und wahrscheinlichen Schmerzen im Gesicht, ist ein Arztbesuch nötig.

Kommt es zu Schlafstörungen oder einem auffallenden Sozialverhalten, sind Maßnahmen zur Linderung der Beschwerden einzuleiten. Unwohlsein, Appetitlosigkeit und Unruhe sind mit einem Arzt zu besprechen. Die Acne infantum ist eine Erbkrankheit. Eltern, die ebenfalls an der Erkrankung leiden, können bereits vor der Geburt ihres Kindes Vorsorgemaßnahmen ergreifen. Neben der Vorbereitung für eine regelmäßige und gute Reinigung der Haut beim Säugling mit entsprechenden Produkten sollte ein ausführliches Informationsgespräch bei einem Arzt stattfinden.

Symptome und Verlauf

Rote Pusteln und Knoten im Gesicht sind ein typisches Merkmal von Akne.

Typische Symptome der Acne Infantum:

  • Knötchen im Gesicht

Die häufigsten Symptome sind Mitesser (Komedonen), Pickel, rote Pusteln und tiefliegende, entzündete Knötchen im Gesicht - vor allem auf den Wangen aber auch am Kinn. Wie lange eine Acne Infantum dauert, hängt vom Schweregrad der Krankheit ab. Eine schwach ausgeprägte Akne ist bereits nach ein paar Monaten überstanden, die Behandlung einer Akne mit Knotenbildung kann Jahre dauern und bei der Abheilung sogar Narben hinterlassen.

Diagnose

Ob es sich um eine Acne Infantum handelt, sehen Hautärzte auf einen Blick. Im Gespräch mit den Eltern erfahren sie zudem, ob falsche fetthaltige Kosmetika die Ursache sein können. Um Tumore und das AGS auszuschließen, werden die Dermatologen aber immer noch einen Endokrinologen, einen Hormonspezialisten, in die Diagnostik mit einbeziehen.

Komplikationen

Eine Acne infantum kann äußerst hartnäckig sein und bei unzureichender oder falscher Behandlung diverse Komplikationen hervorrufen. Betroffene Kinder leiden zumeist unter einem starken Juckreiz, der unweigerlich zum Aufkratzen der kleinen Pickel führt. In der Folge können Bakterien in die Wunden eindringen und empfindliche Entzündungen hervorrufen. Nach ihrer Ausheilung lassen die Hautverletzungen häufig Narben zurück. Tritt die Akne in den ersten Lebenswochen auf und wird nicht umgehend behandelt, besteht das Risiko dauerhafter Entwicklungsstörungen. Wie Untersuchungen gezeigt haben, besteht bei betroffenen Säuglingen außerdem ein erhöhtes Risiko, in der Pubertät eine schwere Akne zu entwickeln. Die Behandlung einer Acne infantum birgt ebenfalls Risiken. So können die verabreichten Antibiotika zu Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen und Durchfall hervorrufen. In seltenen Fällen kann der Wirkstoff Amoxicillin eine schwere Darmentzündung auslösen. Daneben kann es vorübergehend zu Fieber, Mundtrockenheit und weiteren Hautausschlägen kommen. Wird die Akne mit Babypuder oder Salben behandelt, kann es neben bleibenden Hautschädigungen auch zu Allergien kommen.

Behandlung und Therapie

Das A und O einer erfolgreichen Behandlung ist die richtige Hautreinigung – mit milden Waschsubstanzen (Tensiden), ohne Fette und Öle. Außerdem sollte möglichst alles vermieden werden, was die empfindliche Haut der Babys und Kinder reizen könnte: Das kann ausgespuckte Milch sein, aber auch Speichel, wenn der Säugling sabbert. Oder der Qualm einer Zigarette, die in der Nähe des Kindes geraucht wird.

Wichtig ist auch, dass die Mitesser und Pusteln nicht aufgekratzt werden, wenn sie anfangen zu jucken. Bei Schulkindern reicht es meistens schon, wenn ihnen erklärt wird, dass sie Narben bekommen, wenn sich die Akne entzündet. Bei Säuglingen sollte darauf geachtet werden, dass sie immer (!) Fäustlinge aus Baumwolle tragen, die regelmäßig ausgekocht werden. Wenn all das beherzigt wird, heilt eine Acne Infantum oftmals schon ganz von allein ab.

Wenn nicht, ist der Hautarzt gefragt. Der wird die befallenen Hautpartien gezielt mit Medikamenten behandeln, die Azelainsäure (Creme), Benzoylperoxid (weißes Pulver), Adapalen (Gel) oder Adapalen in Kombination mit Benzoylperoxid enthalten. Und selbst bei einer sehr stark ausgeprägten Acne Infantum gibt es Hilfe beim Dermatologen: eine Therapie mit Antibiotika-Tabletten, die vor allem die Entzündungen der Haut eindämmen und damit eine unschöne Narbenbildung verhindern soll. Häufig wird in diesem Zusammenhang Erythromycin verschrieben, das dann zweimal täglich eingenommen werden muss.

Da Kinder und Säuglinge jedoch eine sehr dünne Haut haben, ist beim Einsatz dieser Medikamente genau auf die Konzentration der Wirkstoffe und ihre Anwendungsdauer zu achten. Eltern sollten also nicht eigenmächtig die Therapie verkürzen, verlängern oder verändern, sondern immer in Kontakt zum behandelnden Arzt bleiben. Haben die Medikamente zu starke Nebenwirkungen, rötet sich die Haut oder fängt sie unter der Therapie an zu jucken und zu brennen, kann bei einer Acne Infantum auch die Homöopathie helfen. Für Kinder gut geeignet sind Globuli.

Die "Streukügelchen" sollten langsam im Munde zergehen, damit die Wirkstoffe von der Mundschleimhaut möglichst vollständig aufgenommen werden können. Für Säuglinge und Kleinkinder werden die Globuli am besten in warmem Wasser oder Tee aufgelöst und auf einem Plastiklöffel verabreicht. Die Dosierung ist einfach: Bei akutem Krankheitsbild bevorzugen Homöopathen niedrige Potenzen, das heißt D1 bis D6. Stündlich bis 3 mal täglich nehmen Kleinkinder 3 Globuli und Schulkinder 5 Globuli.


Vorbeugung

Leider ist es schwer, einer Acne Infantum vozubeugen. Aber mit der passenden Hautpflege und Hygiene ist das Risiko einer Erkrankung geringer. Und falls sie dennoch auftritt, reduziert die richtige Kosmetik die Schwere der Erkrankung. Es sind vor allem pH-neutrale Wasch- und Pflegeprodukte ohne Fette und Öle, die bei Säuglingen und Kindern zur Vorbeugung einer Akne eingesetzt werden sollten. Und auch mit einer Ernährungsumstellung lässt sich in vielen Fällen eine Acne Infantum verhindern. Eltern sollten darauf achten, dass die Mahlzeiten ihrer Kinder möglichst wenig Zucker enthalten.

Quellen

  • Furter, S., Jasch, K.C.: Crashkurs Dermatologie. Urban & Fischer, München 2007
  • Dirschka, T., Hartwig, R., Oster-Schmidt, C. (Hrsg.): Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Rassner, G.: Dermatologie – Lehrbuch und Atlas. Urban & Fischer, München 2009
  • Herold, S.: 300 Fragen zur Pubertät. Graefe und Unzer, München 2008
  • Abeck, D.: Häufige Hautkrankheiten in der Allgemeinmedizin: Klinik, Diagnose, Therapie, Springer Verlag, 2. Auflage, 2011
  • Abeck, D. & Cremer, H.: Häufige Hautkrankheiten im Kindesalter: Klinik - Diagnose - Therapie, Springer Verlag, 3. Auflage, 2006

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
Qualitätssicherung durch: Dr. med. Nonnenmacher
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021

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