Ösophagusdivertikel (Speiseröhrendivertikel)

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Ösophagusdivertikel (Speiseröhrendivertikel) bezeichnet man eine Ausstülpung der Speiseröhre, wobei insgesamt drei Gruppen unterschieden werden können.

Inhaltsverzeichnis

Was ist ein Ösophagusdivertikel (Speiseröhrendivertikel)?

Im Allgemeinen ist ein Divertikel eine sack-, birnen- oder pilzförmige Ausstülpung, die an der Wand des Darmes, der Harnblase oder der Speiseröhre gefunden werden kann. Ein Ösophagusdivertikel tritt eher selten auf und betrifft hauptsächlich Männer in fortgeschrittenem Alter. Im Rahmen der Erkrankung stülpt sich die Wand der Speiseröhre nach außen. Dabei kann zwischen "echten" bzw. "unechten" Divertikeln unterschieden werden. Ein unechtes Divertikel bezeichnet einen Schleimhautprolaps, der sich nach außen stülpt. Betrifft die Ausstülpung aber alle Schichten der Speiseröhre, so wird dies als echtes Divertikel bezeichnet. Divertikel können unterschiedlich groß sein und treten entweder im unteren, mittleren bzw. oberen Drittel der Speiseröhre auf.

Ursachen

Ein Speiseröhrendivertikel ist entweder angeboren oder entwickelt sich im Laufe des Lebens. Die Ursache dafür ist entweder ein vermehrter Druck im Hohlorgan bzw. eine Zugkraft, die von außen einwirkt. Dadurch gibt das Gewebe nach und ein Divertikel kann entstehen. Grundsätzlich wird zwischen so genannten Traktionsdivertikeln und Pulsionsdivertikeln unterschieden. Pulsionsdivertikel treten auf Grund eines zu hohen Druckes in der Speiseröhre bzw. auf Grund einer Schwäche der Speiseröhrenwand auf, wo die Schleimhaut ausgebuchtet wird. Diese Form des Divertikels wird auch als Zenker-Divertikel, zervikales Divertikel oder hypopharynx Divertikel bezeichnet.

Beim Zenker-Divertikel ist die Funktion des oberen Schließmuskels des Ösophagus gestört. Normalerweise öffnet und schließt sich der Muskel korrekt und der Nahrungsbrei gelangt auf diese Weise in die Speiseröhre. Bei dieser Form des Divertikels wird der Muskel jedoch vorzeitig geschlossen, wodurch ein Druckstau im unteren Bereich des Rachens auftritt. Darüber hinaus gibt es an der Speiseröhren-Rückseite eine natürliche Schwachstelle. Hier verlaufen die Muskelfasern von Speiseröhre und Rachen unterschiedlich und bilden die so genannte Kilian-Muskellücke. Durch das Schlucken wird hier ein sehr hoher Druck aufgebaut, wodurch die Schleimhaut durch die Lücke gepresst und nach außen gestülpt wird. Im Laufe der Zeit wird das Divertikel größer, wodurch das Gewebe verdrängt und der Ösophagus nach vorne gedrückt wird.

Eine weitere Ursache für das Entstehen eines Divertikels kann eine Störung im Schluckvorgang sein. Eine Rolle spielen hier aber auch Engstellen, die im unteren Abschnitt der Speiseröhre auftreten können. Dadurch werden Reste der Nahrung beim Schlucken aufgestaut und üben Druck auf die untere Wand der Speiseröhre aus. Durch Zugkraft von außen kommt es zur Entstehung von Traktionsdivertikeln. Darunter versteht man entzündliche Lymphknoten, die im angrenzenden Gewebe zu finden sind. Diese Form tritt hauptsächlich im mittleren Bereich des Ösophagus auf und ist auch unter dem Terminus parabronchiales bzw. epibronchiales Divertikel bekannt, da es in der Nähe der Hauptbronchien liegt.

Symptome und Verlauf

Typische Symptome:

Parabronchiale Divertikel verursachen im Normalfall keine Beschwerden. Selten treten Husten oder Probleme beim Schlucken auf. Diese Form wird meist zufällig im Zuge einer Röntgenuntersuchung entdeckt. Bei Vorliegen eines epiphrenalen Divertikels leiden die Betroffenen an Schluckbeschwerden und Bauchschmerzen sowie an Sodbrennen, da Reste der Nahrung in den Mundraum zurückfließen.

Ein Zenker-Divertikel führt zu einem Kratzen im Hals, Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Mundgeruch bzw. Sodbrennen. Außerdem kann ein gurgelndes Geräusch entstehen, wenn Flüssigkeit aufgenommen wird. Viele Betroffene stoßen auch Reste der aufgenommenen Nahrung auf, da diese im Divertikel bleiben. Da bei allen Formen Nahrungsmittelreste in den Ausstülpungen verbleiben, kann es zu Speiseröhrenentzündungen bzw. zur so genannten Refluxerkrankung kommen.

Diagnose

Zunächst erhebt der Mediziner die Krankengeschichte, wobei das Alter und die Symptome einen ersten Hinweis darauf geben können, ob sich möglicherweise an der Wand der Speiseröhre ein Divertikel gebildet hat. Besteht der Verdacht auf ein Ösophagusdivertikel, so führt der Arzt eine Röntgenuntersuchung durch. Mit Hilfe einer Bariumsulfat-Lösung kann er dann erkennen, ob ein Divertikel vorliegt. Dafür müssen die Patienten ein wasserlösliches Kontrastmittel schlucken, das später wieder vom Körper ausgeschieden wird.

Im Röntgenbild erscheint das Mittel - im Gegensatz zum Gewebe - weiß. Ist in der Speiseröhre eine Ausstülpung zu finden, so wird diese mit dem Mittel aufgefüllt und ist dann als weiße Ausbuchtung am Röntgenbild erkennbar. Um zu überprüfen, ob eventuell Bewegungsstörungen die Ursache für das Speiseröhrendivertikel sind, wird auch oftmals eine dynamische Videofluoroskopie durchgeführt. Dabei wird der Schluckvorgang röntgengestützt aufgezeichnet. Eine Speiseröhrenspiegelung wird nur angeordnet, um einen möglichen Tumor auszuschließen.

Behandlung und Therapie

Ein epiphrenales Divertikel bzw. ein Zenker-Divertikel wird operativ behandelt. Dabei erfolgt eine Freilegung der Speiseröhre, um im Anschluss daran das Divertikel abtragen zu können. Diese Form der Behandlung wird Divertikulopexie genannt.

Ein Zenker-Divertikel kann auch minimal-invasiv durch die Mundhöhle entfernt werden, parabronchiale Divertikel müssen nur dann behandelt werden, wenn es auch unbedingt notwendig erscheint. Leiden Patienten an einem epiphrenalen Divertikel, so werden die Symptome zunächst durch das Vermeiden von sauren, fetthaltigen bzw. alkoholischen Lebensmitteln gelindert.


Vorbeugung

Einem Ösophagusdivertikel kann nicht vorgebeugt werden, allerdings kann eine ausgewogene Ernährung das Risiko für das Entstehen eines Divertikels mindern.

Quellen

  • Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2013
  • Siegenthaler, W. (Hrsg.): Siegenthalers Differenzialdiagnose Innere Krankheiten – vom Symptom zur Diagnose. Thieme, Stuttgart 2005
  • Koop, I.: Gastroenterologie compact. Thieme, Stuttgart 2013
  • Siewert, J., Rothmund, M., Schumpelick, V.: Praxis der Viszeralchirurgie: Gastroenterologische Chirurgie. Springer, Berlin 2011

Dieser Artikel wurde unter Maßgabe der aktuellen medizinischen Fachliteratur und fundierter wissenschaftlicher Quellen verfasst.
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